ausstellungen: einblicke


STRADA FACENDO

Campo Santo Teutonico | Vatikan

[21. - 23. September 2014]

UNTERWEGS

Skizzen & Zeichnungen aus 54-Tagen Fußmarsch
[02. Mai bis 24. Juni 2014]

GRATWANDERUNG
Die Bäckerei. Kulturbackstube | Innsbruck

[25. September - 05. Oktober 2014]

Als Herzstück und zugleich Abschlussarbeit meines Projektvorhabens verstehe ich den im August und September entstandenen Werkzyklus im Medium der Malerei, der unter dem Titel STRADA FACENDO im Campo Santo Teutonico im Vatikan und GRATWANDERUNG in den Räumen der "Bäckerei.Kulturbackstube" in Innsbruck ausgestellt wurde. Nach meiner Ankunft Rom standen folglich die Entwicklung einer eigenständigen Reihe von Bildern, aufbauend auf der Vielzahl und immensen Bandbreite der unterwegs entstandenen kleineren Arbeiten und Skizzen, im Vordergrund.

 

Dabei kristallisierte sich für mich sehr früh jene Fragestellung heraus, die schließlich zum Leitthema und Titelgeber der Abschlussausstellungen werden sollte: GRATWANDERUNG beziehe ich nicht nur im wörtlichen Sinn auf die landschaftlichen Begebenheiten des Weges, die mich nicht selten über schmale Grate auf meine Etappenziele zumarschieren ließen. Das Balancieren am felsigen Pfad zwischen den sich links und rechts vom Wanderer auftuenden Abgründen verkörpert für mich darüber hinaus die Ambivalenz  einer solchen Wegerfahrung, die "furchtbar schön" und "schön furchtbar" zugleich sein konnte.

 

Der zwischen der Schönheit und der Anstrengung des Weges hin und hergerissene Wanderer wird in den Bildern zum Spielball von Natur und Wetter, seinen persönlichen Konflikten und Gefühlen, und den Prüfungen, die der Weg dem Pilger auferlegt. Im Zentrum der Bilder stehen somit vor allem Momente der Selbsterfahrung, die dem Wanderer wie ein Spiegel seines inneren Ichs von Weg und Natur vorgehalten werden. Diese Monologe, die der Pilger gleichsam mit sich selbst zu führen scheint, sind tatsächlich Dialoge zwischen jenem "alten Selbst", das sich nun während der Wanderung entwickelt und das er dadurch erstmals kennenlernt.

 

Der durch die Wegerfahrung einer stetigen Veränderung ausgesetzte Wanderer unternimmt auf den Bildern auch eine visuelle Verwandlung. Fleisch, Stoff und Fels werden in den Arbeiten zu den Grundmaterialien, aus denen ich meine Bilder aufbaue, und unterliegen ebenfalls einer ständigen Metamorphose, indem sie ineinander übergehen, verschmelzen oder sich in Licht und Schatten oder Farben auflösen. Die sich im Wandel befindliche Bildwelt wird zugleich zur Metapher des sich auf seinem Lebensweg fortbewegenden Menschen, der Weg zum Ringelreigen unserer Gesellschaft, um dem wir alle tagtäglich herumtanzen und uns zugleich zu beweisen versuchen.


Die in den Bildern verarbeiteten Gegensätze - nämlich die Schönheit und zugleich die Schwere der Wegerfahrung - fanden eine interessante Parallele in den von mit ausgewählten Plätzen der Abschlussausstellungen. Zum Einen das geschichtsträchtige Ambiente des über 1200 Jahre alten CAMPO SANTO TEUTONICO - als ehemaliges Pilgerhospiz, Friedhof und Zentrum der deutschsprachigen Community in Ron bis heute Anlaufpunkt für Pilger und Wanderer ganz unterschiedlicher Herkunft - das durch mich zum ersten Mal in seiner Geschichte mit einer Ausstellung und den darin präsentierten Bildern belebt werden konnte. Zum Anderen die jungen und bewegten Räumlichkeiten der BÄCKEREI in Innsbruck, ein kreativer Offspace sondergleich, der eine enorm große Bandbreite eines vorwiegend jungen Publikums zu Ausstellungen, Konzerten, Theaterstücken oder anderen Kulturveranstaltungen lockt.